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AutorenbildManfred Bremen

...die Fassade des Gasthauses "Adler"!

Nach dem Stadtbrand von 1780 wurde an der Kronberger Ortsdurchgangsstraße ein 3 Stockwerke hohes Haus errichtet – natürlich als Fachwerkkonstruktion, denn Steinbauten konnten nur Wenige finanzieren. 

Aus Wetterschutzgründen und dem Zeitgeist folgend wurde das Äußere des Hauses verputzt. 

1920 wurde das Fachwerk freigelegt, so wie wir es seither beim Eintritt in die Altstadt von weitem zu sehen gewohnt sind. 

Seit 3 Jahren bemühen sich die Familien Peter Röder und Sven Schulte-Hillen mit viel Liebe zum Detail und enormem persönlichen und finanziellen Einsatz um den dauerhaften Erhalt der alten Bausubstanz.

Da das Holzfachwerk nur Konstruktions- und kein Schmuck-Fachwerk sei, schreibt das Landesamt für Denkmalpflege vor, dass die Adler-Fassade mit einem Verputz dem gegenüberliegenden Receptur-Stein-Gebäude (um 1720) anzupassen sei.

"denk-mal-Schutz" lässt mich die Frage nach der Zumutbarkeit dieser behördlichen Beeinflussung einer privaten Investition stellen.

Sollte es nicht so sein, dass…

  1. der Bauherr entscheidet, wie sein Eigentum gestaltet wird? Die Eigentümer sanieren das Traditionshaus von Grund auf und möchten es langfristig erhalten. Für die Gestaltung der Außenwände müssen sie optische, sachliche und finanzielle Überlegungen erst einmal für sich selbst zu einem Beschluss führen, wobei sie das Kulturdenkmal im Konsens des gesamten, denkmalgeschützten Ortsbildes natürlich nicht verändern wollen.

  2. die städt. Gremien die Gestaltung des Ortsbildes entscheiden? Die Kronberger Altstadt ist ein zu pflegendes Kleinod und das Stadtparlament hat hierzu u.a. in Altstadtgestaltungs- und Altstadterhaltungs-Satzungen die Rahmenbedingungen für den Bestand des mittelalterlichen Ortsbildes festgelegt. Zur finanziellen Unterstützung der Bauherren werden Zuschüsse        gewährt für

    • Freilegung bisher verputzten oder verkleideten Fachwerkes

    • Sanierung des Holzgefüges und der Gefache

    • Renovierung von Fachwerkfassaden

    • altstadtgerechten Außenputz

Das Ortsbild insgesamt zeigt viele historische Fachwerk- und Putz-Fassaden – also ist es vornehmlich eine Geschmacksentscheidung, die man historisch und fachlich argumentieren kann.


3. die Denkmalschutzbehörden vornehmlich überwachend agieren sollen? Laut hessischem Denkmalschutzgesetz von 1986 ist es Aufgabe der Landesbehörde, die Kulturdenkmäler zu schützen und zu erhalten und darauf hinzuwirken, dass sie in die städtebauliche Entwicklung einbezogen werden. Dabei sollen Land, Gemeinde und Eigentümer von Kulturdenkmälern zusammenwirken.


Die fachliche Beratung und Überwachung durch die Denkmalschutzbehörde ist sehr wichtig – aber ist ein vorschreibendes Eingreifen mit der Baugenehmigung den Bauherren überhaupt zumutbar, wenn die gemeinsamen Entscheidungen der Bauherren und der Stadt den im Sinne des Denkmalschutzes getroffenen Regelungen entsprechen?

Die Rangfolge im Entscheidungsprozess um das Kronberger Ortsbild sollte eingehalten werden, damit ein lebenswertes Umfeld in demokratischer Weise von den direkt Betroffenen gestaltet wird!

Dabei geht es "nur um Fassade" - natürlich darf jeder als Außenstehender seinen persönlichen Geschmackseindruck wiedergeben - das kann der Altstadtkreis im Namen seiner Mitglieder in diesem Fall aber nicht.

Viel wichtiger ist das Leben hinter der Fassade!

Nicht nur zu Zeiten der Kronberger Malerkolonie war das Leben im "Adler" sehr intensiv.

Gemeinsam mit vielen warte ich gespannt auf die Wiedergeburt des Gasthauses - sie wird der Altstadt neue Impulse verleihen und da ist der Altstadtkreis aktiv dabei, beim Intensivieren des Lebens in der Kronberger Altstadt.


Nachtrag am 9.5.2014

Die Bauherren haben entschieden: Der Adler wird verputzt!

Damit wird sich das gewohnte Ortsbild verändern und auch die Fachwerk-Liebhaber werden sich an den neuen Anblick gewöhnen.

Es kehrt wieder Leben in das Traditionshaus der Kronberger-Malerkolonie ein und wird mit dem neu gestalteten Recepturhof das kulturelle Wohlfühlen in der Altstadt fördern!

                                                                                                          Manfred Bremen 2.2.2014

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