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  • AutorenbildManfred Bremen

... das Rathaus

in der Katharinenstr. 7

und böse Zungen behaupten, dass jedes Rathaus eine 'Leiche im Keller' hat - in Kronberg braucht man dort nicht zu suchen, sondern wird direkt neben dem Eingang fündig.

Seit 1542 lebte die jüdische Familie Bonn in Frankfurt und Baruch Bonn gründete um 1830 dort eine Bank mit Tochtergesellschaften in England und Amerika. 1864 errichteten er und seine Frau Betty, geb. Schuster, für sich und ihre 10 Kinder in Kronberg einen Landsitz, der über Jahrzehnte während der Sommermonate ihr Lebensraum in der frischen Taunusluft war.

Die Familie Bonn förderte den Bau der Eisenbahn nach Kronberg, unterstützte die Armenkasse und das Krankenhaus und stiftete ein Armen- und Pflegehaus, wofür 1891 'Herr Bonn und seine männlichen Erben' zu Ehrenbürgern von Kronberg ernannt wurden.

Der Enkel von Baruch Bonn, Moritz Julius Bonn, wurde am 28.6.1873 in Frankfurt geboren und sein Vater Julius Bonn starb bereits 1877 im Alter von 37 Jahren – leicht nachvollziehbar, dass Moritz die Aufenthalte in Kronberg im Kreis der Großfamilie genossen hat.

Er studierte Nationalökonomie in Heidelberg, München, Wien und Freiburg - promovierte 1895 zum Dr. rer. pol. - habilitierte 1905 als Privatdozent für Staatswissenschaften an der Universität München – war dort ab 1910 Professor und Direktor der Münchener Handelshochschule.

Vom 1. Weltkrieg wurde er in den USA überrascht, wo er bis 1917 als Gastprofessor blieb. Nach dem Krieg war er einer der führenden Wirtschaftsfachleute der Weimarer Republik und nahm als Sachverständiger für Reparationsfragen an den Friedensverhandlungen in Versailles und Spa teil.

1920-1933 hatte er einen Lehrstuhl für Staatswissenschaften an der Universität Berlin inne und war Gründungsdirektor der Berliner Handelshochschule.

Als Jude wurde er 1933 von den Nationalsozialisten aus allen Ämtern entlassen und floh nach London, wo er bis 1939 an der London School of Economics lehrte. Von 1939 bis 1946 war er Gastprofessor an der Universität in Los-Angeles.

Danach lebte er in London und wurde 1953 für seine Verdienste als liberaler Wirtschafts-Wissenschaftler mit dem  „Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern“ ausgezeichnet. 

Am 25.1.1965 verstarb Prof. Dr. Moritz Julius Bonn in London und obwohl er ca. 40 Jahre im Ausland verbrachte und ihm Deutschland durch die schmerzlichen Erfahrungen der Nazizeit fremd geworden war, hatte er den Wunsch, auf dem ehemaligen Familiensitz in Kronberg beerdigt zu werden – dort, wo er unbeschwerte Zeiten erlebt hat.

Vor 50 Jahren, am 13.2.1965, wurde die Urne mit seiner Asche in der Wand rechts neben dem Eingang zum Rathaus eingemauert.

Übrigens .... im Rathauskeller ist doch etwas zu finden - hier ruhen einige Jahrgänge des "Roten Regent" aus dem Altstadtkreis-Weinberg im Rathausgarten.

                                                                                                                                          Manfred Bremen 1.2.2015

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